Zurück

Food Deserts

Food Deserts (Lebensmittelwüsten) sind Gegenden, in denen die Menschen kaum noch Zugang zu frischen Nahrungsmitteln haben. Als Ursache gilt der Trend zu immer größeren Versorgungseinheiten. In vielen Stadtbezirken schließen mangels Kundschaft die kleineren Läden, zurück bleiben Geschäfte ohne frisches Obst und Gemüse sowie Tankstellen als Nahrungsversorger. Experten sehen einen Zusammenhang zwischen den Nahrungswüsten und grassierendem Übergewicht sowie den sogenannten Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt, Bluthochdruck, Schlaganfall, Krebs und Diabetes.

 

Schon gibt es einen eigenen Forschungszweig, der sich mit Food Deserts beschäftigt und Nahrungswüsten unter anderem in Großbritannien, Kanada, Australien sowie Neuseeland ausgemacht hat – und auch in manchen Gegenden Deutschlands.

 

In den USA sollen 39 Millionen Menschen in Food Deserts leben, ironischerweise vor allem in den agrarindustriell geprägten Staaten des Mittleren Westens, wo die Rohstoffe für die Foodindustrie erzeugt werden – aber für viele Bewohner nichts Frisches zu bekommen ist. Experten sehen aber auch in Städten wie etwa Detroit solche Zonen.

 

Seit in Chicago offenbar wurde, dass jeder fünfte der drei Millionen Einwohner keinen Zugang zu gesunder frischer Nahrung habe, versuchte die Stadtverwaltung gegenzusteuern. Mit gemischtem Erfolg: So öffneten zwar wieder mehr Supermärkte, sogar eine edle Whole Foods Bio-Filiale im Stadtteil Englewood.

 

Aber: Ausgerechnet dort, wo die Ärmsten wohnen, wurden auch die Wüsten nicht grüner. So machen Afroamerikaner etwa ein Drittel der Bevölkerung Chicagos aus, aber fast 80 Prozent von ihnen hat unzureichenden Zugang zu echten Lebensmitteln.

 

Als einer der ersten Stadtbezirke, in denen die Food Deserts öffentliche Beachtung fanden, gilt das britische West Everton, ein armer Stadtteil von Liverpool im Westen Englands.

 

Auch in Deutschland haben Forscher solche wüstenhaften Gebiete identifiziert, namentlich in den ärmeren Regionen des Ostens und Nordens.

 

Der Kieler Geographieprofessor Ulrich Jürgens sieht in Deutschland auch Lebenswüsten in den Köpfen der Menschen, als „kognitive, wahrgenommene Muster“, gewissermaßen „mentale Food Deserts“ bei manchen Kundengruppen, die den „Verlust von Versorgungsoptionen nicht mehr wahrnehmen“ und somit „durch ihr Einkaufsverhalten tatsächlich lokale Versorgungslücken für andere schaffen.“